Bei der Veranstaltung des Wohnbau.Dialog Steiermark diskutierte das wohnlabor mit unterschiedlichsten Akteur*innen im Wohnbau und teilte seine Erfahrungen. Verschiedene Sichtweisen und Herausforderungen der Diskutant*innen aus Landesverwaltung, Stadtplanung, Architekt*innenschaft, Wohnbaugenossenschaften, Berufsvertretung, Soziologie, Kulturanthropologie wurden zusammengebracht.
Uns als wohnlabor waren in diesem Austausch folgende Themen ein besonderes Anliegen:
Wir glauben, dass ein Diskurs darüber, was es ist, das hochwertigen Wohnraum heute ausmacht, wirklich wichtig ist. Zum einen wird gerade wie wahnsinnig gebaut was und unsere Städte und in Wechselwirkung auch unsere Dörfer nachhaltig prägt, und was dem Thema schon jede Aufmerksamkeit zustehen ließe. Zum anderen verändert sich unsere Gesellschaft ständig und wird vor neue Herausforderungen gestellt, während Wohnraum nach wie vor sehr konservativ gedacht wird und womöglich gar nicht gut auf aktuelle Bedürfnisse der Menschen reagieren kann. Als Beispiel könnte man die seit Jahrzehnten schrumpfende Zahl der Personen pro Haushalt nennen. Aus unserer Sicht kann die Antwort darauf nicht bloß das analoge Schrumpfen von Wohnungsgrößen im selben System sein, während parallel von Vereinsamung der Menschen die Rede ist. Neben dem Diskurs über zeitgemäße Wohnqualitäten beschäftigt uns die Frage wie subjektive, emotionale Aspekte des „sich-zu-Hause-fühlens“ oder Themen wie sozialen Nachhaltigkeit neben Bürokratisierung und Profit in der Planung und Umsetzung wieder mehr Bedeutung finden.
© Thomas Raggam
© Thomas Raggam
Vielleicht ist auch das über Bord werfen gewisser Standards nötig, denn die abstrakte Vorstellung eines Durchschnittsbürgers ist einfach unrealistisch. Es bedarf ein genauso vielfältiges Wohnungsangebot, wie die Gesellschaft vielfältig ist.
Uns als wohnlabor ist klar, dass Hebel wie Förderungen oder Restriktionen für Qualität im Wohnbau in anderer Hände liegen. Wir sind aber überzeugt, dass gezielte Öffentlichkeitsarbeit gepaart mit Kreativität auch starke Mittel sind, um Veränderungen zu erlangen, und dass freie Denkräume und Experimentierfelder wichtig sind, um neue Szenarien fürs Wohnen zu erproben, genauso wie das Analysieren und Lernen von spannenden Projekten.
Und da sehen wir auch unsere Stärke und da wollen wir ansetzen. Im Sommer 2018 haben wir uns besonders mit kollektiven, gemeinschaftlichen Wohnen und Planen auseinandergesetzt und interessierten Menschen angeboten uns in dieser Auseinandersetzung in Form eines Workshops im HDA zu begleiten. Parallel haben wir eine öffentliche Veranstaltungsreihe mit Vorträgen, Diskussionen und Input zum Thema organisiert.
Unser Ziel ist es durch solche Formate auch der Architekturdisziplin fremdere Menschen für ihren Wohnraum, ihre Städte und Dörfer zu interessieren also unsere Ideen nach draußen zu tragen, um die Entwicklung von Versuchsprojekten als Varianten zum aktuellen Wohnbau anzuregen.
Gleichzeitig ist das Ziel im Austausch mit Interessierten einen vielfältigen Eindruck von Perspektiven aufs Wohnen zu bekommen. Wir glauben, dass die Auseinandersetzung mit den subjektiven Wohngeschichten von Menschen eine zusätzliche Informationsebene in der Planung sein könnte, die hilft auch schwer quantifizierbare Wohnqualitäten wie soziale Einbindung oder das Wohlfühlen und Identifikation zu erreichen. Wir versuchen in unseren Veranstaltungen miteinander und voneinander zu lernen, wieder mehr Nähe zu Nutzern aufzubauen – denn mit dem Wohnen haben wir schließlich alle Erfahrung.
© Thomas Raggam
© Thomas Raggam
WOHNBAU.DIALOG STEIERMARK, 2019
www.wohnbaudialog.wordpress.com
Vorträge und Diskussionen von:
Johannes Andrieu, Michael Sebanz, Wilfried Krammer, Martin Brischnik, Wolfdieter Dreibholz, Michaela Urabl, Andreas Lichtblau, Werner Nussmüller, Rainer Rosegger, Manfred Omahna, Julia Fröhlich, Elisabeth Anderl, Hans Schaffer, Wolfram Sacherer, Helmuth Kreiner